Audioguide Weingarten

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Maria Probst
Christa Bierfreund
Albrecht Wurnig
Irene Läuger
Maria Wolf

 

 

Tor nach Weingarten – hinter der Güterbahn war alles neu

 

 

Lotte Birgel
Marion Jontofsohn
Clemens Hauser
Niglo Reinhardt
Svieta Michael
Ismael Reinhardt
Sonny Ezeala
Elena Khramtsova
Rosano Reinhardt
Hannes Hog
Dirk Oesselmann
Michel Buffet
Tatjana Novak
Frank Zamboni

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Weingarten Anfang der
60er Jahre

notenWie auf'm Dorf
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notenHier stand gar nichts!
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notenIn Weingarten waren alle neu!
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notenHier muss ich keine Angst haben
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Die Gemeinde

notenFeste für Alle
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notenFrüher: Die Frauengemeinschaft
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notenHeute: Mitarbeiten im Mehrgenerationenhaus
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Textfassung der Audiodateien

„Hier hatten Alle die gleichen Voraussetzungen.
Jeder hat jemanden gesucht“

Maria Probst

… wurde 1938 im südlichen Schwarzwald geboren. 1961 zog sie mit ihrer Familie in die Haslacher Straße, die damals noch zu Haslach gehörte und später Weingarten zugeteilt wurde. Im Interview beschreibt sie Weingarten als einen Stadtteil von Zugezogenen, der es leicht machte mit anderen in Kontakt zu kommen. Sie erzählt von den frühen Anfängen in den 60er und 70er Jahren, vom gemeinsamen Arbeiten, Feiern, Kuchen backen und Kochen.

1961 bin ich aus der Schweiz hier hergezogen und dann haben wir uns hier gleich wohl gefühlt. Wir haben das Haus vom Schwiegervater übernommen und sind dann hier der Gemeinde beigetreten. Von Anfang an haben wir immer hier mitgeholfen, bei Festen und wenn irgendwas war. Dadurch haben wir viele Bekannte und sind gerne hier. Ich möchte auch nicht weg ziehen. Das ist unsere Heimat. Es dürft manchmal ein bisschen sauberer sein, aber trotzdem.

Als wir hergezogen sind war ich 24. Wir hatten zwei Kinder, die waren noch klein: der eine war ein Jahr und der Kleine gerade vier Wochen alt. Die zwei anderen kamen hier zur Welt. Die ersten zwei waren in der Schweiz geboren. Wie das so früher war: In der Schweiz hat man etwas mehr verdient und mein Mann war Gärtner und hat dort gearbeitet. Wir wollten eigentlich auch dort bleiben. Aber dann hat der Schwiegervater uns das Haus gegeben und so sind wir hier raus gezogen.

Das war eigentlich sehr gut, wir hatten tolle Nachbarn. Wir haben uns die Kinder gegenseitig gehütet, wenn jemand zum Arzt musste oder auch sonst – einen Tag waren sie bei den einen im Garten und am anderen auf dieser Seite. Die Kinder waren alle im gleichen Alter, die haben sich morgens gegenseitig abgeholt und sind dann auch miteinander zur Schule. Diese Freundschaften sind bis heute geblieben, bei den Kindern und bei uns Erwachsenen. Wir feiern unsere Geburtstage und alles noch miteinander. Das ist fast wie auf 'm Dorf!

Es stand gar nichts hier!

Gar nichts! Bis zur Opfinger Straße. Das war alles Landwirtschaft – Wiesen und Felder. Auch die Straßen um die Haslacher Straße sind alle erst in den 60er Jahren entstanden. Wir mussten unsere Kinder noch nach Don Bosco in den Kindergarten bringen, das ist auf der Haid, ziemlich weit weg. Da haben wir uns auch immer abgewechselt – eine hat sie hingebracht, eine abgeholt. Anders ging's nicht, sonst hätte man sie zuhause lassen müssen. Hier der Kindergarten kam erst Ende der 60er Jahre, aber vorher war das für uns ein weiter Weg. Zum Glück hatten wir noch Oma und Opa, die sie auch mal abgeholt haben.

In Weingarten waren alle neu

Wir leben in der Haslacher Straße, das ist die Grenze zwischen Haslach und Weingarten. Am Anfang wurden wir immer etwas hin und her geschaukelt, obwohl das Gebiet hinter der Güterbahn eigentlich zu Weingarten gehört. Die Kinder gingen noch in Haslach zur Schule -  aber alles andere hat hier statt gefunden. Wir sind auch Gemeindemitglieder von St. Andreas, von Weingarten.

Kirche
Tor nach Haslach - die Güterbahn sollte die neue Grenze sein

Die aller meisten Leute hier sind nicht in Freiburg geboren. Manche wurden von der Heimat vertrieben. Dann gibt es Professoren, die hier mal studiert haben und dann wieder im Rheinland oder wo anders ihre Arbeit hatten, aber im Rentenalter wieder zurück gekommen sind. Manche sind nach dem Studium hängen geblieben und haben hier Arbeit gefunden.
Ich denk, dass für viele so auch die Gemeinschaft entstanden ist – man hat ja Leute gesucht hat und so sind auch Freundschaften entstanden, auf der Arbeit oder durch die Kinder. Im Kindergarten fand man sich auch zusammen. Es gab Elternabende und Feiern, wo man sich dann kennen gelernt und angefreundet hat. In unserer Straße leben auch Freunde aus Ungarn, die sind inzwischen über 80, aber wir sind immer noch zusammen. Und so soll es bleiben. Wir hoffen, dass wir im Himmel auch den selben Platz beieinander kriegen.

Im Gegenzug dazu war Haslach eher eine alte Gemeinschaft, da braucht man Zeit bis man da eine Freundschaft aufgebaut hat. Hier hatten alle die gleichen Voraussetzungen. Jeder hat jemanden gesucht, mit dem man mal was unternehmen kann. Wir jedenfalls haben schon danach geguckt. Wir hatten das Glück, dass viele junge Familien in unserer Gegend gewohnt haben, sodass die Kinder überall mal sein konnten. So haben wir ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt.

Für alle gesorgt

Es hat sich alles im Gemeindehaus abgespielt, Fasching und so, das Haus war immer voll. Da konnte man auch die Kinder mitnehmen, weil für die bis gegen 10 Uhr Abends auch was geboten wurde. Es gab eine Eisdiele und eine Cafébar, die die Jugendlichen gemacht haben. Die Leute haben sich immer was ausgedacht und an den Abenden vorgeführt. Beim Gemeindefest hier auf dem Platz war eine Spielstraße für Kinder, wo die Älteren was für die Kleineren gemacht haben und in jeder Garage war früher eine Spielecke eingerichtet, das fehlt heute. Aber jetzt gibt’s die Wiese, wo die Kinder drauf spielen können. Also es ist immer für jedes Alter gesorgt.

Die Frauengemeinschaft

Die Frauengemeinschaft gab es schon vor uns, aber die Älteren wollten dann aufhören, ein Generationenwechsel stand an und da sind wir gefragt worden. Frau Läuger und ich haben das Programm gemacht: Ausflüge, Vorträge und Weihnachtsfeiern organisiert.

Es war für mich naheliegend da mitzumachen. Meine Kinder waren in der Jugendgruppe hier und wenn, dann wollte ich mich hier vor Ort einbringen. Am Anfang mit vier Kindern war es ein bisschen schwer, da war ich nur ab und an dabei, aber das war auch OK. Irgendwann hat es dann Spaß gemacht, die Kinder wurden größer. Dann bin ich voll eingestiegen.

Es hat eigentlich alles Spaß gemacht, weil man immer Frauen hatte, die hinter einem standen, die auch mitgemacht haben. Seit Jahren ist es immer dieselbe Gruppe gewesen, da gab's nie Zoff.
Außerdem ist man raus gekommen, früher gab es ja noch nicht so viel Fernsehen und ich bin eh kein Fernsehgucker. Ich bin lieber draußen unter Leuten, Fernsehen kann ich noch lang genug. Sicher, es ist viel Arbeit und dann sagt man sich: „Hoffentlich ist es bald rum.“ Aber das nächste Mal ist man dann doch wieder dabei.

Kirche
Die Frauen schmieren Brote fürs Kirchweihfest

Mitarbeiten im Mehrgenerationenhaus

Als hier die Frage war, ob es ein Mehrgenerationenhaus geben würde oder nicht, da mussten sie ja auch erst Leute haben, die bereit waren, sich ehrenamtlich zu beteiligen. Da haben sie mich auch gefragt, weil ich ja vorher auch schon immer im Haus war. Am Anfang habe ich gesagt: „Ach, jetzt reicht's eigentlich“. Aber letztlich bin ich dann doch dabei gelandet.

Seit drei Jahren koche ich beim Mittagstisch mit. Meine Truppe ist sehr gut, wir haben ein sehr schönes Verhältnis zueinander. Wenn man mal fehlt, sind die anderen aufmerksam und fragen, was los ist. Es ist eine schöne Gemeinschaft. Frau Schill, die das Team leitet und alles organisiert, bildet auch Lehrlinge aus. Die gehen dann auf die Schule und sind hier bei uns zum praktischen Lernen.

Kirche
Lecker und selbstgekocht – und für alle erschwinglich

Dann habe ich noch das Kuchenteam. Mittags gib es hier ein offenes Kaffee und da verkaufen wir selbst gemachten Kuchen. Das ist ein Pool von Frauen, die ehrenamtlich backen. Ich rufe sie an und frage, ob sie Zeit haben zu backen. Dann gibt’s ein Ja oder ein Nein. Auf dem Gemeindefest werden die Kuchen auch alle ehrenamtlich von Leuten aus der Gemeinde gebacken. Früher haben wir an einem Tag gemeinsam Apfelstrudel gemacht, heute backen wir zusammen Linzertorte. Der Erlös geht zur Hälfte an Bedürftige in der St. Andreasgemeinde und der andere Teil an die Pflasterstube.

Das Interview führte Anna Trautwein am 22.03.12

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