Audioguide Weingarten

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Maria Probst
Christa Bierfreund
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Maria Wolf

 

 

 

bintengrün mit tüte

 

 

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notenAnkommen Ende der 60er Jahre
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notenDas Leben als junge Frau
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notenDas Leben als junge Familie
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notenDas Leben heute im Seniorenwohnheim
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notenDie Wohnsituation verbessern
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notenFeste feiern
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notenDer Blick von oben
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Textfassung der Audiodateien

„Dafür haben wir uns eingesetzt
– dass es dort lebenswert war!“

Christa Bierfreund

… zog als junge Frau mit ihrer Familie Ende der 60er Jahre nach Weingarten und lebt heute in der Seniorenwohnanlage der AWO.  Im Interview erzählt sie von der Entstehung des Viertels und den Initiativen der Bewohner_innen in ihrem Hochhaus, die Wohnsituation zu verbessern und das gemeinsame Wohnen schöner zu gestalten.

Wir sind am 1. Dezember 1967 ins Binzengrün 9 gezogen, in den 14. Stock, mit einer schönen Aussicht nach Westen. Wir waren sehr glücklich, dass wir die Wohnung bekommen haben, denn es herrschte eine große Wohnungsnot. Ich weiß noch gut, wie mein Mann gesagt hat: „Hier ziehen wir nicht mehr aus!“

Ich war damals 30 Jahre alt. Das jüngstes Kind war gerade 5 Wochen alt, die älteste Tochter war 10. Ich habe drei Töchter und einen Sohn. Die kleineren sind hier in die Adolf-Reichwein-Schule und in den Kindergarten gegangen. Für uns war das hier eigentlich das Tollste, was uns hätte passieren können!

Die erste Wohnung, die wir als Familie gekriegt haben, war in der Elsässer Straße, in der früheren Artilleriekaserne. Sie hatte Ofenheizung, was nicht schlimm war, aber kein Bad. Es war sehr einfach. Deswegen war das hier mit Bad, Balkon, Heizung, Warm-und-Kalt-Wasser ein großer Luxus.

Das erstes Hochhaus in Weingarten-West war das Binzengrün 34. Ansonsten standen schon etliche vierstöckige Häuser. Die Kirchengemeinden waren noch im Bau, das Jugendzentrum war nur eine Baracke. Da sind meine größeren Kinder gleich hingegangen. Nach und nach sind neue Häuser entstanden, Spielplätze und Kindergärten. Auch das Einkaufszentrum gab es noch nicht. Eingekauft haben wir im Unteren Mühlenweg, da war ein Spar-Markt oder im Gottlieb in der Opfinger Straße. Die Kinder haben noch auf den Dreckhaufen von den Baustellen gespielt. Das war für Kinder ein super Spielplatz.

Blick aufs Binzengrün 9
Blick aufs Binzengrün 9

Am Anfang war es einsam. Es waren schon viele junge Frauen im Haus, aber man musste sich erst kennen lernen. Das hat sich dann schon ergeben – da sind wir dann mal unten gesessen mit den Kindern auf dem Spielplatz oder so. Aber meistens hat man sich oben im Waschhaus getroffen und da ist man ins Gespräch gekommen. Da waren Waschmaschinen,Trockner und eine Mangel drin. Ich glaube, am Anfang war es verboten, eine eigene Wachmaschine zu haben. Da hat man sich eingetragen, wenn man waschen wollte und ist dann auch mal mit den kleineren Kindern hoch.

Der Blick von oben

Zuerst habe ich mich kaum raus getraut, weil es so tief runter ging. Aber man gewöhnt sich dran. Man konnte die ganzen Vogesen sehen – im Winter die Nachtskipisten und die Dörfer, wenn die Lichter angegangen sind. Sogar Fessenheim hat man gesehen. Wenn das mal gedampft hat, hat man  Bedenken gehabt, ich hab auch heute noch Bedenken. Und was auch schön war: Der Blick über den Mooswald! Wenn das langsam grün wurde im Frühling, im Sommer vollgrün und im Herbst das Laub... das kann man niemandem beschreiben – wie sich die Bäume verfärbt haben!

Die Wohnsituation verbessern

Ich habe immer gern in Weingarten gewohnt, bis heute. Das sind jetzt 45 Jahre, nach so langer Zeit ist man hier zuhause. Es gibt in Weingarten für mich keine besonderen Plätze, aber was mir gut gefallen hat, war damals unser Haus und unsere Wohnung. Dafür haben wir uns eingesetzt – dass es dort lebenswert war.

Die Leute, die mit uns eingezogen sind, waren zum größten Teil jüngere Leute. Es gab auch junge Ehepaare mit einem Kind, die haben damals eine 2-Zimmer-Wohnung bekommen.Wenn noch ein Kind kam, sind die wieder ausgezogen und dadurch war es ein ständiges Kommen und Gehen in den Hochhäusern. Das war nicht so gut. Das ist wie ein Dorf, aber ein Dorf ist über viele Generationen hinweg gewachsen. Hier gab es ständig Wechsel, es kam keine Ruhe rein. Da sich die Situation immer mehr verschlechtert hatte, haben wir uns 1982 getroffen, um die  Wohnsituation zu verbessern. Das ist uns auch gelungen!

Wir haben einen Brief an den Oberbürgermeister Böhme und die Herren von der Siedlungsgesellschaft geschrieben, an den Herrn Direktor Hohwieler. Damit kam noch viel anderes in Gang, auch in anderen Häusern. Es wurde eine Begehung vom Haus organisiert, da haben wir alles gezeigt, was nicht gut ist. Herr Hohwieler hat uns sehr geholfen. In jedem der vier Hochhäuser wurde ein Hausmeisterbüro eingerichtet, es wurden Müllhäusle aufgestellt und jedes Kellerabteil hat einen extra Schlüssel bekommen, denn vorher wurde oft eingebrochen. Und was sehr wichtig war: wir haben ein Mitbestimmungsrecht bei der Wohnungsbelegung bekommen. Erst sind wir mit der Siedlung, später ohne sie mit den Leuten rum gegangen und haben ihnen die Wohnungen gezeigt. Die waren auch sehr angetan, denn es war dann auch nicht mehr so anonym. Die Leute haben gewusst, wo sie sich hinwenden können. Neue Wohnungsanfragen richteten sich dann auch immer ans Binzengrün  9 und 34. Das hat sich schon rum gesprochen.

Dann haben wir auch Sommerfeste gemacht mit Spielen und Essen. Die Siedlungsgesellschaft hat uns Tische und Bänke ausgeliehen und von den Einrichtungen haben wir uns Fallschirme und solche Sachen ausgeliehen. Die Bewohnerinnen haben Kuchen gespendet, gegrillt oder hinter der Theke gestanden. Es war wirklich schön!
Ich bin rum gegangen und habe die Leute persönlich eingeladen. Manche hatten kein Interesse, aber das war die Minderheit. Die meisten wollten mitmachen, v.a. viele junge Frauen. Es gab viele junge Frauen vom Mutter-Kind-Projekt und die haben sich bei den Spielen zur Verfügung gestellt, Kuchen gebacken, Salate gemacht – man will nicht glauben, was man da alles erreichen kann!

Das Leben heute

Mir ist der Anfang im Seniorenheim leicht gemacht worden, denn ich hatte das Glück, schon eine Frau zu kennen. Auf dem Stockwerk sind neun Wohnungen und ich bin gut aufgenommen worden. Frau Bierbaum organisiert regelmäßig Nachmittage für zwei Stockwerke zusammen mit Kaffee und Kuchen. Ich kenne mich aus mit allem hier, kenne viele Leute. Es gibt alles hier – Aldi, Edeka, Apotheke., Drogerie, Schreibwarengeschäft, Blumenladen... Das Casino hätte nicht sein müssen, aber mit sowas muss die Bevölkerung dann auch fertig werden.

Das Interview führte Anna Trautwein am 24.03.12

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